Bio-Kunststoff bei Kabelbindern?
Forscher im Saarland wollen Polyamid aus nachwachsenden Rohstoffen herstellen
Zur Herstellung von Kabelbindern, Kabelkennzeichnungshaltern und anderen Produkten rund um Kabelordnung und -markierung wird sehr häufig Polyamid 6.6 verwendet, ein Kunststoff, der im Volksmund auch als "Nylon" bekannt ist wobei dieser Begriff eigentlich ein geschützter Markenname der Firma DuPont ist. Es hat sich aber eingebürgert, auch im Zusammenhang mit Kabelbindern oft von "Nylon" statt von Polyamid zu sprechen; geht es um Damenstrümpfe, hat sich der Begriff "Nylons" sogar als Synonym für das elegante Beinkleid entwickelt. Doch ganz gleich, ob man lieber "Nylon" oder "Polyamid" sagt, Tatsache ist, dass der Grundstoff zur Herstellung dieses wichtigen und aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenkenden Kunststoffes knapp wird: Erdöl. Tüftler und Erfinder rund um den Erdball machen sich deshalb schon seit geraumer Zeit Gedanken darüber, wie man das schwarze Gold durch andere Rohstoffe ersetzen könnte.
Denn das Verschwinden von Polyamid käme einer kleinen Alltagskatastrophe gleich: Nicht nur Benzin und Heizöl wären dann Mangelware, auch Lippenstifte, Tupperdosen, Gießkannen und Kabelbinder gäbe es schlicht nicht mehr! Wissenschaftler des neu gegründeten Instituts für Systembiotechnologie an der Saar-Uni planen nun, den Kunststoff in Zukunft aus Holzabfällen herzustellen Bakterien spielen dabei eine wichtige Rolle. Diese Mikroorganismen könnten mit Hilfe ihres Stoffwechsels den Holzbaustein Lignin, der in der Holz-und Papierindustrie in großen Mengen anfällt, in eine Vorstufe der Adipinsäure umwandeln, welche ein Hauptbestandteil von Polyamid ist. Fördergelder des Bundes sollen die Entwicklung dieses bio-basierten Kunststoffes unterstützen. Dennoch ist frühestens in fünf Jahren damit zu rechnen, dass Bio-Nylon in der Industrie verwendet werden kann damit der Kabelbinder auch in Zukunft unseren Alltag erleichtert